Hatz Watz: Saugute Jagdhunde
Welcher Jäger kennt sie nicht, Jagdvideos wie „Schwarzwildfieber“? Drückjagden erfreuen sich großer Beliebtheit – und durch die anwachsenden Schwarzwildbestände sind sie nötiger denn je. Wer über einen „guten“ Hund verfügt, wird zu vielen Jagden eingeladen und kommt so unweigerlich zum Jagderfolg. Doch für eine weidgerechte Drückjagd sollte man einiges beachten und die wichtigsten Akteure, unsere Hunde, nicht aus den Augen verlieren. Mit teurer Ausrüstung in Form von Schlagschutzwesten und GPS ist es nicht getan.
An abschreckenden Beispielen begegnen uns in der Praxis zwei Varianten: Bei der ersten Variante ist der Hund unerfahren und daher ungeeignet, findet mehr Gefallen an Rehen und zögert, sich in unangenehme Brombeer- oder Schwarzdornverschläge zu begegnen. Hier muss der Hundeführer mehr oder weniger die Arbeit seines vierbeinigen Gefährten übernehmen und wird schnell die Lust an der Jagd verlieren – zumal jeder Sauenjäger weiß, dass das Schwarzwild nicht so gern im freien Hochwald auf ihre Verfolger wartet.
Der Hund läuft zwar begeistert umher, meidet aber aufgrund mangelnder Erfahrung wie angewölfter Wildschärfe den Kontakt mit den wehrhaften Gesellen. Wer dann beschreibt, wie toll und laut der Hund gejagt hat, übersieht, dass Spurlaut auf Sauen zwar nützlich ist, aber kein Indiz für einen sauber jagenden Vierbeiner. Unterm Strich bringt ein „waidlaut“ bellender Hund, der ohne aktive Suche durch den Wald hetzt, wenig Schwein zur Strecke. Außer einer massiven Beunruhigung des Reviers ist kein Erfolg zu erwarten, da unsere Schwarzkittel klug sind, sich von dem Gebell nicht so leicht aufschrecken lassen und sich drücken.
Bei der zweiten Variante fällt nicht der Vierbeiner, sondern der ihn begleitende Zweibeiner mit Unerfahrenheit auf und bildet so das schwächste Glied in der Kette. Wer mit seinem Hund auf wehrhaftes Wild Jagd macht, muss in der Lage sein, ihm im Notfall beizustehen und krankes Wild weidgerecht abzufangen. Hier ist nicht mehr von einem kontrollierten Schuss aus der Kanzel die Rede, sondern auch vom – durchaus riskanten – Abfangen mit der kalten Waffe. Denn die meisten Jagdunfälle passieren mit kranken Sauen.
Daher sollte sich jeder Jäger vorher fragen, ob er lieber vom Stand aus oder im Trieb mit den Hunden agieren möchte und es ist keine Schande, sich selbst etwas einzugestehen; eine Schande ist es jedoch, wenn Hunde und Menschen durch Unvermögen verletzt werden.
Was also ist erforderlich, um mit Hunden erfolgreich auf Schwarzwildjagd zu gehen? Selbstverständlich sein sollte, dass Hunde verwendet werden, die für die Schwarzwildjagd geeignet sind. Die Vierbeiner sollten schon in der Prägephase auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitet werden, indem man sie mit Schwarzwild vertraut macht und ihnen beispielsweise Schwarten oder Teile davon vorlegt. Schwarzwild hat einen unverwechselbaren Geruch, den sich Hunde hervorragend einprägen können.
Hat der junge Hund vollständig durchgezahnt und ist mental bereit, ist ein Übungstag in einem dafür geeigneten Gatter anzuraten. Hier sehen wir sofort, wie er auf die Schweine reagiert. Beim ersten Versuch sollten wir nicht zu viel erwarten; es genügt, wenn der Hund Interesse zeigt und das Wild ausarbeitet. Ist das selbst bei mehreren Anläufen nicht der Fall, ist der Vierbeiner nicht geeignet und sollte einer Drückjagd lieber fernbleiben. Jagern und singen kann man nicht erzwingen!
Schon bei den Übungsjagden erkennt ein erfahrener Hundeführer, welcher Typ der Vierbeiner ist: Ein radikaler Packer oder ein vorsichtiger Finder? Dabei gilt, dass das eine das andere nicht ausschließt, es Mischtypen gibt und bei der Jagd mit der Meute beides gebraucht wird. Saujagd ist keine Einzelleistung. Was in einer Meute keineswegs toleriert werden kann, sind Beißer oder Hunde, die ständig Streit suchen!
Wenn ich den Aufbau einer gesunden Meute erkläre, greife ich gern auf das Bild eines Eishockeyteams zurück: Das Team ist in Linien aufgestellt. An vorderster Front sind die Stürmer, die raumgreifend, aber nicht überjagend Wild finden und anzeigen. In der zweiten Linie befinden sich die Spielmacher, die selbstständig, aber auch geleitet durch die Finder schnell ans Wild kommen uns es weiter in Bewegung bringen. Ganz hinten dann finden wir die kräftigen Verteidiger, die sich hartnäckig einkesselnde Sauen so stark unter Druck setzen, dass auch sie in den Trieb kommen. Von diesen Hunden wird auch krankgeschossenes Wild gestellt und gebunden, bis sich der Hundeführer nähern und das Stück je nach Situation mit der blanken Waffe abfangen oder mit der mitgeführten Schusswaffe erlegen kann.
Welche Ausrüstung brauchen wir für die Schwarzwildjagd? Da wir uns oft im unwegsamen, verwachsenen Terrain bewegen, ist für den Jäger eine Sauenschutzhose samt Forstjacke vorteilhaft, um beispielsweise gegen Dornen Schutz zu bieten. Wichtig ist zudem, dass die Kleidung von Treibern gut sichtbar ist. Ich selbst habe an meinem Gürtel (über der Jacke) neben den Koppeln einen Saufänger und ein Erste-Hilfe-Set griffbereit. Dazu kommt ein sicheres Gewehr; die Saufeder ist Geschmacksache, der Umgang damit erfordert jedenfalls Übung.
Und der Hund? Nicht jeder Hund braucht eine Schutzweste, die keine Panzerung ist, sondern den Schlag nur abmildern kann. Meine Hunde tragen maßgeschneiderte Westen der Firma Müller Fox. Um genau zu wissen, wo meine Hunde arbeiten, verwende ich ein Ortungsgerät von Garmin. Das GPS ist besonders wichtig, um jederzeit zu wissen, wo sich der Hund befindet und einen eventuell verletzten schnell finden und versorgen zu können.
Der wichtigste Punkt für eine erfolgreiche Jagd auf Schwarzwild ist und bleibt die Organisation der Jagd selbst. Die Schwarzkittel sind wehrhaft und intelligent und ein reines Standtreiben wie bei Rotwild wäre unverantwortlich. Sauen sind schusshart und krankgeschossen sehr gefährlich. Deshalb sind fähige Durchgeher und geeignete Hunde bei der Drückjagd auf Schwarzwild unentbehrlich, da nur so krankes Wild möglichst rasch von seinen Qualen erlöst und auch verletzte Hunde schnell versorgt werden können. Auch müssen Straßen, die durch die bejagte Fläche führen oder an diesen angrenzen, verkehrsberuhigt werden. Wer möchte schon seinen vierbeinigen Gefährten von der Straße bergen müssen?
Disziplin seitens der Jäger ist unerlässlich: Wer fahrlässig schießt und Mensch und Tier gefährdet, muss sofort ausgeschieden werden.
Für den Hundeführer sollten selbstveständlich die Vierbeiner nach der Jagd Priorität haben. Sie werden nach der Jagd sofort versorgt. Am Streckenplatz haben meine Hunde nichts verloren, sondern sie dürfen sich nach getaner Arbeit in ihren Boxen ausruhen.
Ich wünsche allen Jägern Anlauf, Waidmannsheil und allzeit gesunde Hunde!
Autor/Bilder: Jeffrey Orasch