Auf Polarfüchse in Island
Die Jagd auf Raubwild, speziell auf den Fuchs, ist mir schon aus dem großväterlichen Revier in die Wiege gelegt worden. Die Jagd mit der Falle, die Baujagd, die Reizjagd und die Jagd am Luderplatz hatten für mich schon immer einen großen Reiz. So stand schon früh für mich fest, den Beruf des Berufsjägers erlernen zu wollen, da gerade in den Niederwildrevieren die Raubwildbejagung eine sehr große Rolle spielt.
Obwohl ich berufsbedingt sehr viel mit der Bejagung des Fuchses zu tun hatte und auch noch habe, zieht es mich trotzdem in ferne Länder, um auch dort Raubwild zu bejagen.
Viele Jäger fahren nach Afrika, der Büffel und Antilopen wegen, oder nach Kanada um auf den Elch zu waidwerken, mich hingegen interessiert eher das kleinere, schwer zu überlistende Wild.
So zog es mich dieses Mal nach Island, der Insel aus Feuer und Eis. Es gibt hier den Polarfuchs, oder auch Eisfuchs genannt, in zwei Farbvariationen. In dichtem Winterpelz ist der eine reinweiß und der andere dunkelbraun.Diese Füchse sind etwas kleiner, als der europäische Rotfuchs, haben aber die gleiche Lebensweise. Auf Island darf der Fuchs in Gebieten mit Eiderentenbrutvorkommen ganzjährig bejagt werden, ansonsten nur im Winter, wenn dieser über einen reifen Balg verfügt. Die Jagd mit dem Erdhund, die Reizjagd und auch die Jagd mit der Falle werden eher selten betrieben, aber die Jagd am Luder dafür recht häufig.
Einer Einladung folgend konnte ich bei einem Freund in den Bergen des Nordens auf Fuchsjagd gehen. Ich hatte nur einige wenige Tage dafür eingeplant und so wurden im Vorfeld dort Vorbereitungen einer erfolgreichen Jagd getroffen. Pünktlich am Flughafen abgeholt, gastfreundlich und reichhaltig mit leckerem Essen versorgt, ging es gleich am ersten Abend zum Ansitz in eine dafür vorbereiteteLuderhütte. Diese lag an einem Hang, war mit einer kleinen Gasheizung versehen und als Luder lag auf Schrotschussentfernung ein frisches, totes Schaf. Es war 17 Uhr und stockfinster als ich die Luderhütte betrat, aber durch den Schnee und ein wenig Mond konnteman sehr gut sehen. Auch einen weißen Fuchs auf weißem Schnee kann man erkennen. Nach 2 Stunden Ansitz erblickte ich den ersten Fuchs, der in Richtungdes Luders schnürte, jedoch 50 Meter vor mir verhoffte und plötzlich absprang. Durch die Hanglage des Sitzes küselte der Wind und ich entschloss michdiesen ersten Ansitz abzubrechen.
Das Tageslicht des nächsten Tages nutzten wir zunächst mit einer kleinen Bootstour um Fischen zu gehen und ein paar Seevögel zu jagen, wie Alken und Lummen, deren Brustfleisch im Übrigen ganz vorzüglich schmeckt. Gegen 16 Uhr ging es dann wieder hinaus, diesmal an einen anderen Platz auf einem Plateau hoch oben in den Bergen. Dieses Mal hatten wir ein totes Pferd als Köder und auch der Wind war auf unserer Seite. Der Ansitz hatte Platz genug für 2, sodass ich mit meinem Freund gemeinsam bis zum anderen Morgen dort verweilen wollte. Das Pferd war bereits halb aufgefressen und das Spurenbild ließ gutes erhoffen. Draußen herrschten Temperaturen von -12 Grad, aber durch eine Stromheizung war es recht gemütlich. Gerade eingerichtet, etwa eine halbe Stunde angesessen, bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung und der erste weiße Polarfuchs schnürte zum Luder. Als Waffe diente eine Schrotflinte mit Zielfernrohr und der Fuchs lag auf 20 Meter im Knall. Dieser Ansitz wurde nicht langweilig, da sich in etwa stündlichem Abstand ein Fuchs blicken ließ. Es waren insgesamt mehr weiße als braune Füchse zu sehen. Gegen Mitternacht hatte ich bereits 4 weiße Polarfüchse erlegt und ich entschloss mich diese einzusammeln. Es waren drei Fähen und ein recht starker Rüde mit dichtem, weißem, wunderschönem Balg. Jetzt war erst mal eine ruhige Zeitspanne, aber gegen 2 Uhr morgens kamen 2 braune Füchse und ich konnte sogar eine Doublette erlegen.
Ich war sehr zufrieden mit meiner Strecke und wechselte mich mit meinem Freund ab. Während ich mich dann schlafen gelegt habe konnte er noch bis zum anderen Morgen 2 weitere weiße und 2 braune Füchse erlegen. Ein solches Ergebnis, 10 Füchse an einem Luderplatz in einer Nacht in 14 Stunden Ansitz hatte selbst mein isländischer Freund noch nicht erlebt. Wenn ich heute die Präparate und Bälge der Füchse betrachte erinnere ich mich gerne an diesen spannenden Nachtansitz zurück.
Stichwort Bälge
Was mir persönlich immer sehr am Herzen liegt,
ist die Weiterverarbeitung der Fuchsbälge.
Was uns die Natur schenkt, damit sollen wir ehrfürchtig umgehen – somit kommt
bei mir nichts in die Tonne.
Hier appelliere ich wirklich an jeden, entweder verwertet ihr den Balg für euch
selber oder kontaktiert den nächsten Kürschner, der Bedarf ist immer gegeben.
Wer den Balg selber verwenden möchte, dem rate ich, bringen Sie den erlegten
Fuchs zu Ihrem Präparator. Dieser wird ihn sauber und fehlerfrei abbalgen, ohne
dass dann im Nachhinein Schnitte oder Löcher vorfinden. Informieren Sie Ihren
Präparator auch, dass Sie den Balg gerne weiter verarbeiten möchten, dann kann
sich auch die Gerberei darauf einstellen.
Balg fertig was nun
Haben Sie jetzt den fertig gegerbten Balg zu
Hause, dann wenden Sie sich auf jeden Fall einen professionellen Kürschner,
denn am Ende des Tages möchten Sie schließlich Freude an einem einzigartigen
Produkt haben.
Wir treffen Axel und Karl-Heinz Reinold, das Vater-Sohn-Gespann hat es sich zur
Aufgabe gemacht Ihren Balg zu etwas ganz Besonderem zu machen.
Axel sagt „wir setzen ein Zeichen gegen Plastik“! Karl-Heinz erwidert „Plastik
in den Wäldern, Plastik in den Meeren, sogar in unserem Blut wird Plastik schon
nachgewiesen. Besonders wir Jäger stehen in tiefer Verbundenheit zur Natur und
sollten diese daher auch ums so mehr wertschätzen. Genau aus diesem Grund,
möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, Natur nachhaltig zu erleben und sparen
dabei nicht an Tragekomfort, sondern an Plastik!“
Den eigenen Ideen sind dabei keine Grenzen gesetzt.
In den Tiroler Bergen ist Erika Röhr beheimatet. Die dynamische Tirolerin hat sich ganz und gar dem Verarbeiten von Fuchsbälgen gewidmet. Die regelmäßige Teilnahme am Red Fox Award hat ihr schon zwei Siege beschert.
Am letzten Tag treffen wir Lydia Froschauer aus Oberösterreich. Pelze sind ihr Leben, ob Maßanfertigung, Reparaturen oder Umarbeitungen in ihrem privaten Atelier zu Hause, hier ist jeder herzlich willkommen. Für unser Team war es schön zu sehen, dass der Beruf des Kürschners mit so viel Freude und Demut ausgeführt wird. Hier sehen wir ganz klar das „Handwerk“ Jagd und wünschen allen bei Ihren Ansitzen auf den Winterfuchs ein kräftiges Waidmannsheil.