Rumänien – wer denkt da nicht sofort an Transsylvanien, an schaurige Vampire und vor allem an den berüchtigten Graf Dracula? Er ist die wohl bekannteste Vampirfigur, ein Untoter, der, welcher sich täglich auf die Jagd nach menschlichem Blut begibt. Gruselig, schaurig aber dennoch birgt es die Lust der Neugierde.
Getarnt als kleine Vampirella entscheide ich mich in Cluj jedoch auf Grund der heißen Temperaturen in Richtung Oradea auf zu brechen. Das Brunftspektakel der Böcke ist schon voll in Gange, mein Jägerherz schlägt immer lauter und meine Vorliebe Neues zu entdecken wird immer größer.
Oradea wurde im 11. Jahrhundert gegründet und der ungarische Kaiser errichtete 1080 hier ein katholisches Bistum. Bis ins das 15. Jahrhundert fanden verschiedene Mitglieder des ungarischen Königshauses hier ihre letzte Ruhestätte, auch Kaiser Sigismund der römisch-deutsche Kaiser.
Angekommen auf historischen Boden werden wir von Christian
und Rogger schon herzlich empfangen. Wir entscheiden uns gegen 16.00 ins Revier
zu fahren, da sich zwei kapitale Böcke am Vortag kurz blicken haben lassen.
Mit dem Blatter in der Westentasche machen wir uns nun auf den Weg in die
unendlichen Weiten der rumänischen Feldlandschaft. Schon die Vegetation zeigt
uns, hier lebt das Rehwild im Paradies, genügend Deckung und Äsung vom Feinsten
so weit das Auge reicht.
Auf den Feldwegen bleiben wir immer wieder stehen um die Gegend ab zu glasen, ob wir in Ferne einen Bock erblicken. Ich für mich war gespannt zu sehen, wie sich wohl das Wild verhält, wenn ein Auto dem Revier nahe kommt. Denn ein wesentlicher Faktor für mich ist, NICHT vom Auto aus zu jagen. Am Verhalten des Wildes, ist so ein Umstand sofort bemerkbar und für mich wäre die Jagd vorbei gewesen.
Nach weiteren 20 Minuten Fahren machten wir erneut Halt um Ausschau zu halten, auf gute 600m konnten wir den ersten Bock erspähen. Der Bock äugte ein paar Mal kurz in unsere Richtung, äßte aber gelassen weiter. Hier entschieden wir uns nun ihn ein Stück weit an zu pirschen und dann zu blatten. Die teils hohe Vegetation erleichterte uns das Pirschen nur für einen Augenblick, danach robbten wir uns weitere 200m an den Bock heran. Ich richte leise meinen Pirschstock und meine Waffe, denn es könnte jederzeit so weit sein. Die Uhrzeit war perfekt, denn gerade bei heißen Sommertemperaturen ist es schwer einen Bock in Bewegung zu bringen, somit nutze ich hier gerne die frühen Morgenstunden oder den anbrechenden Abend.
Wir konnten den Bock einige Zeit gut beobachten, er war alleine und auf der Suche. Dieser Umstand gab mir die Gewissheit mit dem Fiep oder Pialaut kann nicht viel schief gehen.
Wind passt – Blatter raus – und los geht’s!
Der noch äßende Bock wirft kurz das Haupt auf und zischt wie
von der Tarantel gestochen los und
verwindet im Feld. Plötzlich war es muxmäuschen still und gefühlte hundert
Gedanken schwirrten durch meinen Kopf. Sicher und ruhig verharre ich mit der
Waffe am Zielstock, Blick in Richtung Feld.
Nach kurzer Wartezeit, Blatter schon halb im Mund wollte ich zur zweiten Runde
losfiepen, als in Bruchteil von Sekunden der Bock mir direkt in hohen Sätzen
entgegenspringt und ca. 60m vor zu Landung kommt. Mit dem Auge immer am Ziel
konnte ich nach einer Achterbahn der Gefühle meinen ersten rumänischen Bock
sauber zur Strecke bringen.
Nach dem Bergen des Bockes überlegten wir uns noch eine
kleine Revierrunde zu drehen, da mir Christian noch ein bisschen was von diesem
Revierteil zeigen möchte.
Er erzählt von seinen unzähligen, spannende Jagderlebnissen und interessante
Kurzgeschichten aus Ceausescu´s Zeiten.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit bleiben wir nochmal kurz stehen um ein paar Bilder mit der Kamera ein zu fangen. Pirschstock und Waffe waren mit dabei, sicher ist sicher.
Wir setzen uns an eine kleine Feldlichtung und ich frage
Christian, ob er noch ein bisschen blatten kann, um zu sehen ob sich zu später
Stunde im Revier noch was tut.
Er freute sich und weißt mich darauf hin, dass dennoch auch nahe an uns
ein Bock vorbei springen könnte, ich soll Acht geben.
Er beginnt in Abständen zwei Mal zu fiepen, wir plaudern noch ein wenig und
entscheiden uns, wieder leise zurück zu pirschen damit wir für morgen fit sind.
Gerade als sich aufstehe und mich nur noch einmal umdrehe, ich glaube ich träum, springt still und leise aus dem dunklen Feld Herr Graf Dracula – da stand er – ein kapitaler abnormer Bock im roten Kleid, heimlich und unbemerkt wollte er sein. Nahe zu bewegungsunfähig richte ich schnell und leise den Zielstock und meine Waffe, lange darf ich mir hier nicht lange Zeit lassen.
Mit dem Sonnenuntergang im Rücken kehren wir nun erfolgreich mit zwei Böcken nach Hause, die Nacht wird noch lang und die unvergesslichen Geschichten werden noch ebenso lang erzählt.