Mit über 30-jähriger Erfahrung bei der Sauenjagd als Berufsjäger möchte ich hier über die spannende Pirschjagd berichten. Pirschen ist die Krone des Waidwerks, wurde schon früher so beschrieben und ich kann das nur unterstreichen.
Selbstverständlich ist es nicht jedermanns Sache und aus verschiedensten Gründen wird der ein oder andere Waidmann doch lieber den Ansitz bevorzugen.
Es ist auch hier genau wie bei den Beutegreifern, es gibt Ansitzjäger, wie den Bussard zum Beispiel, und Pirschjäger wie den Fuchs.
Da Schwarzwild in der Regel nachtaktiv ist, begeben wir uns auch des nachts auf die Pirsch. Früher waren wir grundsätzlich auf den Mond angewiesen, heute hingegen gibt es eine Menge an Technik, die uns die Sicht und den Schuss erleichtern.
Auf die jeweilige Gesetzeslage möchte ich hier nicht weiter eingehen, da muss der Jäger für sein eigenes Bundesland die jeweiligen Bestimmungen kennen.
Ich selbst bewirtschafte mehrere große Jagdreviere in der norddeutschen Tiefebene und habe hier kaum natürliche Erhebungen. Das schränkt allerdings auch den Schuss aufgrund des oftmals fehlenden Kugelfangs ein und man muss sein Revier daher gut kennen.
Wo sind die Straßen, die Häuser, gibt es häufig spät noch Spaziergänger, wo sind Rinder oder Schafe auf den Wiesen.
Die richtige Vorarbeit
Nicht alles ist auf jedes Revier übertragbar, es gibt sensible Reviere, welche man leerpirschen kann, oder wo man andere vorkommende Wildarten zu sehr stört.
Begonnen hat es damit, dass ein ehemaliger Jagdherr von mir kein Ansitzjäger war und gerne pirschen wollte, und so habe ich neben den obligatorischen Punktkirrungen auch Flächenkirrungen betrieben. Auf nicht genutzten Holzrückeplätzen oder Schneisen, auf Ödlandstreifen und Wildäckern habe ich breitflächig Mais ausgestreut und diesen leicht in den Boden eingearbeitet, sodass die Sauen sich über mehrere Stunden dort aufhielten.
Die täglichen Kontrollen verraten dann dort die Wühlaktivität der Sauen.
Wie bei allem regelmäßigen Ankirren, sei es bei Fasanenschütten oder der Jagd mit der Falle, bleibt der Erfolg meistens nicht aus.
Auf die Pirsch
Waren die Flächenkirrungen gut angenommen, wurden bei Mond und bei entsprechendem günstigen Wind die Flächen nach und nach angepirscht und so manche Nacht konnte mein Jagdherr mehrere Sauen zur Strecke bringen. Dieses wiederholte sich dann alle vier Wochen und ab dem Herbst bis in den Spätwinter hinein wurden so die meisten Sauen erlegt.
Wichtig war mir auf jeden Fall, dass es immer wieder diese Ruhephasen zwischen den einzelnen Pirschgängen gab, sogenannte Intervalle, um nicht zu viel zu stören. So manches zuvor nicht bemerkte Reh hat dann auch schon mal schreckend das Weite gesucht.
Durch den intensivieren Maisanbau in der Landwirtschaft hat sich jetzt vieles geändert, und, um Wildschäden zu minimieren, wird an den Kirrungen und Ablenkfütterungen nicht mehr gejagt. Dafür aber sehr intensiv im Feld, und das bereits ab dem Herbst.
Durch die heutige Nachtsichttechnik kann man nicht nur besser ansprechen, man kann auch andere Wildarten ohne Störung umgehen.
Mit einer guten Wärmebildkamera kann man die Geschlechter unterscheiden und so den Abschuss führender Bachen nahezu ausschließen. Dort, wo sogar die Nachtzieltechnik erlaubt ist, können die Schüsse wesentlich präziser angetragen werden und es gelingt häufig eine Doublette zu erlegen, da die einzelnen Tiere der Rotte nach kurzer Flucht nochmal verhoffen.
Der Schulterschluss mit den Landwirten
Auf jeden Fall sollte man nach der Ernte mit den Landwirten sprechen um zu wissen, was auf den Federn angebaut werden soll, Grünland bleibt meistens Grünland, wo Mais angebaut war wird Getreide, Zwischenfrucht wird gesät vor dem Maisanbau und auf den Rübenäckern bleibt genug Nahrung liegen.
Gibt es viele Eicheln, so haben wir größere Grünlandschäden aufgrund des hohen tierischen Eiweißbedarfes des Schwarzwildes, sind viele Maiskörner untergepflügt worden, werden die Sauen sicher auch dort entsprechend nachsehen.
Sind die Felder zu groß, helfe ich mir manchmal mit einem Trick.
Ich schlage an besonders günstigen Stellen einen kleinen Holzpflock in den Boden, welchen ich mit Buchenholzteer einstreiche. Dieser hat eine anziehende Wirkung auf die Schwarzkittel und die Rotte hält sich häufig in der Nähe auf.
Tägliche Kontrollen im Revier, um zu sehen, wo sich die nächtlichen Aktivitäten der Sauen abspielen, sind auf jeden Fall von Vorteil.
Voller Erfolg
Ohne auf eine Intervalljagd oder auf eine Mondphase Rücksicht nehmen zu müssen, kann entsprechend gepirscht werden. Auch hier kann man von spät abends von einer zur anderen Stelle pirschen, und liegen diese Stellen zu weit auseinander, so kann man auch leise mit dem Fahrrad fahren, ohne zu stören. Viele Jäger in meinem Bekanntenkreis nutzen das Fahrrad, der Weg zurück zum Auto nach langer Pirsch bei dem richtigen Wind ist dann nicht so lang. Wenn ich in einem 1000 ha großen Revier ein paar Stunden unterwegs bin, kommen schnell ein paar Kilometer zusammen.
Hat man Sauen im Gebräch stehend ausgemacht, muss auf jeden Fall unter dem besten Wind, langsam und leise herangepirscht werden. Ich komme häufig bis auf 50 Meter heran, kann dann sauber ansprechen und einen guten Schuss anbringen.
Selbst beim Raubwild wie Fuchs, Dachs, Waschbär und Marderhund gelingt mir dieses sehr häufig.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich an solchen Plätzen anzusetzen, wo man einen guten Überblick über große Revierteile hat. Man wartet, bis sich dann irgendwo Sauen zeigen und pirscht diese an oder ihnen sogar hinterher.
Häufig ist auch das Wetter entscheidend, bei regnerischem und windigen Wetter kann man zum Beispiel unbemerkt an die Sauen herankommen und auch die Sauen fühlen sich sicherer und sind nicht so wachsam. Bei frostiger sternenklarer Mondnacht ist es für einen ungeübten Pirschjäger nahezu unmöglich im freien Feld an eine Rotte Sauen heranzupirschen.
Ich trage bei der Pirsch zwar warme, aber nicht zu dicke Kleidung, um beweglich zu bleiben. Wichtig ist, geräuschlose Kleidung zu tragen, keine quietschenden Schuhe oder so. Auf jeden Fall braucht man seine Schuhe nicht auszuziehen, wie es manche Jäger vorschlagen.
An Ausrüstung benötigt man nicht sehr viel, eine leichte Büchse, Fernglas oder Nachtsichttechnik und eventuell einen Schießstock für den ungewohnten Schuss. Ich habe dann noch ein Messer und eine Taschenlampe dabei. Der schwere Rucksack bleibt zurück.
Wenn man gewohnt ist über den Schießstock zu schießen, kann man mit guter Technik und einer guten Zweipunktauflage selbst auf 100 Meter einen guten Schuss anbringen. Grundsätzlich sollte man, wie bei anderem Schalenwild auch, einen Blattschuss antragen, auch wenn die Technik verleitet für den Küchenschuss hinter den Teller. Häufig stehen die Sauen nicht still und schwierige Nachsuchen sind vorprogrammiert.
Häufig werde ich gefragt wann denn die besten Zeiten sind um zu jagen.
Das ist sehr schwer zu beantworten und in jedem Revier anders.
Wenn die Kirrungen und Ablenkungsfütterungen nicht bejagt werden, halten sich die Sauen ziemlich sicher in den ersten Stunden der Dunkelheit dort auf und ziehen erst später ins Feld, so geht man erst dann pirschen wenn der Ansitzjäger den Kirrplatz bereits verlassen hat.
Viele Jäger beschränken Ihre Jagdausübung auf die ersten Stunden der Dunkelheit und die intelligenten Sauen wissen das sehr genau, so wird man sich wundern was an Wild in der zweiten Nachthälfte so unterwegs ist. Gerade dort, wo eine Nachtsichtzielhilfe nicht erlaubt ist, eignet sich die Zeit bei abnehmenden Mond dafür sehr gut.
In Revieren ohne Kirrungen werden die Sauen mit Einbruch der Dunkelheit zu Ihren Fraßplätzen ins Feld ziehen, und wenn man entsprechende Einstände im Revier hat, kann man entsprechend früh auf die Pirsch gehen.
Mein Fazit
Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Pirschjagd auf Sauen schon eine anspruchsvolle und auch manchmal eine anstrengende Jagd ist, so wie es üblicherweise auch sein soll, die Krone der Jagd
Die Wildschäden und auch die Populationsdichte bekommt man allerdings nur mit der Pirsch nicht in den Griff.
Wenn sich das Revier gut eignet, kann man so in etwa ein Drittel seines Abschusses tätigen, das zweite Drittel kommt bei einer Gesellschaftsjagd zur Strecke und das letzte Drittel verteilt sich auf das Jahr bei Einzelansitzen.
Wichtig ist in jedem Fall ist, eine tierschutzgerechte und waidgerechte Jagdausübung. Und gerade dieses ist heutzutage mit einer guten Technik zu gewährleisten.
Und auch wenn ich jetzt Kritik ernte, waidgerecht und nachhaltig jagen bedeutet, nur Frischlinge erlegen und reife Keiler. Bachen und die Überläuferklasse sind zu schonen, denn dann habe ich einen gesunden Wildbestand mit einer guten und stabilen Rottenkonstellation.
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